Infos über Filme zu den Themen Klima, Gerechtigkeit und Umwelt
Bauer unser
Österreich, Belgien, Frankreich 2016
Regie: Robert Schabus
Laufzeit: 89 Min.
Altersempfehlung: ab 14 Jahre
War früher das Wetter ein entscheidender Faktor, von dem die Landwirte abhängig waren, so ist es heute –trotz Klimawandel –viel stärker noch die jeweils landeseigene wie auch weltweite Ökonomie. Funktionäre und Lobbyisten forcieren gnadenlos eine neoliberale Ideologie der Gewinnmaximierung. Der Film zeigt verschiedene Formen der Landwirtschaft und damit verschiedene Überlebensstrategien ihrer Betreiber mit einer in ihren Augen jeweils „optimalen Produktion“: Der Wille zum Wachsen, zur Spezialisierung und zur anonymisierten, industriellen Massenverarbeitung steht neben der individualisierten Bewirtschaftung kleiner Höfe mit einem direkten Bezug zu den Konsumenten vor Ort. Deutlich wird: Landwirt zu sein bedeutet einen permanenten Kampf ums (wirtschaftliche) Überleben, und obwohl fast alle wissen, dass es so nicht weitergehen kann, ist ein Ausweg aus dem Dilemma nur schwer zu finden.
Stilbildend ist, dass verschiedene Perspektiven und Vorgehensweisen miteinander kombiniert und in unterschiedlich langen Szenen montiert und somit kontrastiert werden: Scheinbar idyllische Landschaftsaufnahmen stehen neben Innenaufnahmen der industriellen, drastisch wirkenden Tierverarbeitung; Selbstaussagen von Bauern mit maschinendominierten Großbetrieben stehen neben Statements ökologischer Nonkonformisten. Zwischendurch benennen Screens mit Texteinblendungen ergänzend Zahlen und Fakten. Darüber hinaus kommen globalisierungs-und wachstumskritische wie auch -gläubige Politiker und Mitarbeiter verschiedener Verbände und Stiftungen zu Wort. Durch die Abfolge der Aussagen bewerten sie sich gegenseitig und auf diese Weise beziehen auch die Filmemacher Position für einen Bewusstseinswandel, ganz ohne bewertende Off-Kommentare. Die Brisanz der Filmthematik erschließt sich aus einer Reihe von Fragestellungen, die weit über die individuelle Betroffenheit hinausgehen und auf (weltweite) wirtschaftliche, politische und ethisch-moralische Zusammenhänge verweisen, z. B.: Wer sind die treibenden Kräfte hinter dem vermeintlichen „Zwang zum Wachsen“ der Betriebe und ist diese Entwicklung zwangsläufig? Im Film werden ökonomisch und ökologisch sinnvolleren Methoden der Landwirtschaft gezeigt –wie können sie durch jeden einzelnen unterstützt werden, damit sie nicht völlig verschwinden? Wie ist Massentierhaltung zu bewerten –welchen Wert und welche Rechte haben Tiere? In welcher Verantwortung stehen regionale Betriebe in der globalen Nahrungskette? Welche Zusammenhänge zwischen der Verarmung z. B. afrikanischer Bauern und den aktuellen Fluchtbewegungen sind erkennbar?Analysiert werden kann auch die Montage der verschiedenen Statements der Interviewpartner im Film –wird in ihrer Abfolge und Gewichtung eine bestimmte Position der Filmemacher erkennbar?
Dr. Olaf Selg (Vision Kino)
Themen: Agrarpolitik, Landwirtschaft, Ernährung, Konsumverhalten, Globalisierung, Handel, Ökologie, Verantwortung, Moral, Macht/Machtgefüge
Material:
Begleitmaterial Filmladen
Material:
Begleitmaterial von Vision Kino/ 17 Ziele - Kino für eine bessere Welt
Material:
Filmtipp von kinofenster.de
Material:
Filmtipp von Vision Kino
Kinoverleih:
MFA Filmverleih