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50 Jahre
Bundesverband Jugend und Film e.V.

1970 bis 2020 – 50 Jahre Bundesverband Jugend und Film

Angelika Birk

Angelika Birk
Angelika Birk


Vorsitzende des BJF von 2001 bis 2013

Wie bist du zum BJF gekommen?
Ich liebe es, einmal im Monat, einen guten Film im Kino zu sehen; kam oft leider viel seltener dazu und habe schon als Jugendliche Ende der 60er, Anfang der 70er in einer selbstorganisierten Film AG mitgewirkt, die Filmabende organisierte, weil ich schon damals Alternativen zum kommerziellen Mainstreamangebot suchte. Von überregionalen Aktivitäten einer BAG für Jugendfilmarbeit ahnte ich aber noch nichts.

Dein erster Kontakt zum BJF?
Die ersten Kontakte fielen in meine Zeit als Ministerin für Frauen, Jugend, Wohnungs- und Städtebau Schleswig Holsteins Ende der neunziger Jahre, als ich die engagierte Jugendfilmarbeit auf dem Scheersberg kennen und schätzen lernte.
Als Lübeckerin besuchte ich natürlich die Nordischen Filmtagen mit neuen Filmen aus dem gesamten Ostseeraum, und sah dabei auch gerne Kinder- und Jugendfilme. Ich freute mich, dass ich als Ministerin für das Kinder- und Jugendfilmprogramm einen Kinderfilmpreis mit einem vierstelligen Eurobetrag aus dem Landesjugendetat stiften konnte, der, wie ich vorschlug, von einer Kinderjury vergeben wurde. Bis heute gibt es jedes Jahr eine Kinderjury und Preisgeld, sowie ein Team von Kindern und Jugendlichen, das über das Festival eine Reportage dreht.
Nach meiner Ministerzeit war ich sehr überrascht und fühlte ich mich sehr geehrt, als der BJF Geschäftsführer und damalige Vorstandsmitglieder mich fragten, ob ich in die Vorstandsarbeit des BJF einsteigen will.

Wie nutzt du den BJF?
Nach Beendigung meiner Dekade als Vorsitzende besuche ich ein bis zweimal im Jahr ein Filmbegleitendes Seminar, und wo es sonst passt, werbe ich für den BJF.

Was begeistert dich beim BJF? Was gefällt dir dort besonders?
Filmanalyse und aktive Filmarbeit verbindet im BJF pädagogisch engagierte, cineastisch Bewanderte und Filmschaffende. Die medialen Angebote an Kinder und Jugendliche haben sogar nicht selten für diese den Einstieg in spätere professionelle Filmarbeit  oder Medienpädagogik ermöglicht. Einige von Ihnen wirken gern mit, wenn der BJF ihre Expertise braucht.
Internationale wertvolle Kinderfilme finden durch den BJF auch jenseits der Filmfestivals ein Publikum, denn der BJF erreicht mit seiner Arbeit und dank seiner internationalen Vernetzung erfolgreich auch Kinder und Jugendliche, die sonst kaum Zugang zu hochwertigen Kulturangeboten haben.
Nicht zuletzt auch bei der großen Aufgabe der Integration von MigrantInnen und Geflüchteten erweisen sich die BJF-Filmangebote  als auch die Ermutigung von Kinder und Jugendlichen, selber durch Filme zu kommunizieren, als Beitrag zur individuellen Emanzipation und gesellschaftlichem Zusammenhalt.

Welches besondere Ereignis/ Veranstaltung/ Aktion verbindest du mit dem BJF?
Das Tagungshaus in Wiesbaden-Naurod auf der Waldwiese und der historische Kinosaal des Caligari in Wiesbadens Innenstadt haben sich seit vielen Jahren als ideale Orte für das dreitätige Jahresseminar des BJF im Frühjahr sowie über Pfingsten für die Tag- und Nachtsession der Jungen Filmszene im BJF etabliert. Gern erinnere ich mich an die Begegnungen dort.

Was wünschst du dem BJF für die Zukunft?
Fotos und Filme sind die Grundlage aller medialen Anwendungen, gerade auch der interaktiven. Den ersten Umgang mit digitalen Medien lernen jetzt kleine Kinder parallel zum Spracherwerb. Schon Kinder im Kindergartenalter können technisch heute Filme machen und teilen, aber Erwachsene nehmen ihre Verantwortung,  Kinder in diese Medienwelt verantwortungsvoll einzuführen und zu begleiten, zu wenig wahr, denn oft sind sie selbst Analphabeten im Verständnis und Umgang, insbesondere in der differenzierten Bewertung der Sprache des Films und ihrer interaktiven Weiterentwicklung.

Ich wünsche mir daher, dass der BJF noch weit mehr Kinder und Jugendliche direkt erreicht, aber auch mehr Erwachsene mit pädagogischem Auftrag. Der BJF hat viel zu bieten: Eine jahrzehntelange Erfahrung und Generationen übergreifende Aktivitäten in der Freizeitpädagogik für Kinder und Jugendliche, aber auch in Institutionen wie Kitas, Schulen, Familienbildungsstätten.
Ich wünsche dem BJF, dass sich seine Resonanz vergrößert. Ich wünsche mir, dass vor allem die Schulen digitale Medien nicht nur technisch nutzen lehren, sondern Filmsprache und anspruchsvolle mediale Gestaltung vermitteln.

Dem Vorstand des BJF wünsche ich, dass der wieder einmal anstehende Generationswechsel in führenden Positionen des Verbandes gelingt.

Schließlich wünsche ich dem Appell des BJF an Entscheidungsträger in öffentlichen Medien und Filmförderung, ihrer Verantwortung für hochwertigen Kinder- und Jugendfilm gerecht zu werden, viel Erfolg!

Hast du eine persönliche Bemerkung für eine Veröffentlichung? 
Das BJF-Motto der bundesgeförderten Vorortangebote für Kinder und Jugendlichen bringt Tätigkeit und Vision des BJF auf den Punkt: Movies in Motion: Filme sehen, Filme drehen, Filme verstehen.

Einzelne Projekte des BJF werden gefördert vom

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend