1970 bis 2020 – 50 Jahre Bundesverband Jugend und Film
Klaus-Dieter Schneider

Klaus-Dieter Schneider
stellvertretender Vorsitzender des BJF von 1991-1998, Leiter der AG Clubfilmothek im BJF
Wie bist du zum BJF gekommen? Dein erster Kontakt zum BJF?
Mitte der 80er Jahre lernte ich Friedemann Schuchardt kennen, der für die Landesbildstellen und Medienzentren in der Bundesrepublik ein wichtiger Ansprechpartner von Matthias-Film war. In vielen Gesprächen überzeugte er mich, dass die nichtgewerbliche Filmarbeit eine starke, bundesweite Vertretung bräuchte, die mit den entsprechenden Organisationen in den Bundesländern vernetzt werden sollte. Damals war ich –neben meinem Hauptamt in der Landesbildstelle Rheinland- auch für die Filmothek der Jugend des Landes NRW verantwortlich. Eine ideale Voraussetzung dafür, dass die in NRW gewonnenen Erkenntnisse in die damals so genannte Bundesarbeitsgemeinschaft für Jugendfilmarbeit und Medienerziehung e.V. (BAG) einfließen konnten. Am 12.3.1986 bin ich aktives Mitglied geworden, am 4.5.1991 als Stellv. Vorsitzender in den Vorstand gewählt worden.
Meine Hauptaufgabe in jenen Jahren habe ich in der Neuausrichtung und im Aufbau der 16mm-Clubfilmothek gesehen. In den Anfangsjahren der BAG unter Reiner Keller hatte der Spielfilmverleih ca. 800 Titel, vorwiegend Produktionen aus den osteuropäischen Ländern. Diesen riesigen Filmstock galt es zu sichten, zu sortieren und beispielsweise mit Titeln aus den skandinavischen Ländern, den USA und der DDR attraktiver zu machen. Außerdem fehlte ein umfassender Verleihkatalog.
Diese Aufgaben stellte sich die am 2.7.1991 in Düsseldorf gegründete AG Clubfilmothek zu deren Gründungsmitgliedern Beate Deinert, Ellen Gratza, Irene Schoor, Georg Schlünder und ich gehörten. Im Laufe der nachfolgenden Jahre beteiligten sich viele fachkompetente Mitglieder sehr engagiert und kämpferisch an der Arbeit der AG, darunter Christine Pöttker, Bernd Reimer, Vera Hütte, Horst Grundheber, Daniela Laue, Inka Gürtler, Martin Siegner, Regine Jabin … und die leider sehr früh verstorbenen Ansgar Wicher und Alfred Hermyt.
Was begeistert dich beim BJF? Was gefällt dir dort besonders?
In den 20 Jahren meiner aktiven Zeit im BJF habe ich die freundschaftlichen, ja fast familiären Beziehungen zu den Mitgliedern im Vorstand, in der Geschäftsstelle, in der AG Clubfilmothek und in den Landesverbänden sehr geschätzt. Die Zusammenarbeit war geprägt von gegenseitigem Respekt und Vertrauen trotz, oder gerade wegen mancher konträrer Auffassungen in der Sache.
Diese Grundeinstellung und diesen Umgang miteinander wünsche ich allen heute im BJF Aktiven von ganzem Herzen!
Welches besondere Ereignis/Veranstaltung/Aktion verbindest du mit dem BJF?
Die in einigen Statements genannten bundesweiten Veranstaltungen zu „100 Jahre Kino“ sind auch mir noch in guter Erinnerung. Auch die zahlreichen Gremien-Treffen in den einzelnen Landesverbänden, die mit viel Liebe und Fantasie abwechslungsreich vorbereitet wurden, die Besuche der Kinderfilmfestivals in Berlin, Gera, München, Frankfurt/M., Chemnitz oder Lübeck mit oft sehr interessanten, ungewöhnlichen Filmentdeckungen und anregenden Gesprächen werde ich nicht vergessen. Aber besonders gern denke ich an eine Begegnung zurück, die ich im Zusammenhang mit dem Einsatz von Bernd Sahlings Film „Die Blindgänger“ während des KinderKinoFestes Düsseldorf hatte. Ricarda Ramünke, die junge, sympathische Darstellerin der Marie, war zur Kinopräsentation gekommen, um sich den Fragen der Besucher zu stellen. War sie schon im Kino sehr präsent, so lief sie beim anschließenden Abendessen in privater Runde bei mir zuhause zu großer Form auf. Lebhaft und anschaulich erzählte sie von den Erfahrungen mit ihrer eigenen Sehschwäche, vom unsicheren Verhalten der Menschen ihr gegenüber, von den für sie aufregenden und bereichernden Dreharbeiten. Selten hat mich eine Jugendliche mit ihrer Persönlichkeit und Ausstrahlung so beeindruckt!
Was wünschst du dem BJF für die Zukunft?
Ich wünsche dem BJF
1. viele individuelle und institutionelle Mitglieder, die sich aktiv in die Arbeit des Verbandes einschalten, um die medienpädagogischen und filmpolitischen Herausforderungen der Zukunft zu meistern und
2. die ideelle, aber vor allem die finanzielle Unterstützung der zuständigen Ministerien im Bund und in den Ländern.