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50 Jahre
Bundesverband Jugend und Film e.V.

1970 bis 2020 – 50 Jahre Bundesverband Jugend und Film

Christl Grunwald-Merz

Christl Grunwald-Merz
Christl Grunwald-Merz


ehemalige Mitarbeiterin des FWU

Wie bist du zum BJF gekommen? Dein erster Kontakt zum BJF?
Angeworben wurde ich vermutlich 1992/1993 von Klaus-Dieter Schneider im Rahmen der AGOL, eines Arbeitskreises von Mitarbeitern/Beauftragten der Länder, der für die Empfehlungsliste für Kinder- und Jugendfilme zuständig war. Die AGOL tagte nach den Festivals von Berlin, München, Frankfurt und Lübeck. Ihr gehörten außer den weitgehend von den Landesbildstellen beorderten Mitarbeitern auch solche von "zentralen" Institutionen wie KJF Remscheid ( Horst Schäfer u.a.) und dem FWU an. Wenn ich mich recht erinnere, dann war auch der Horst Grundheber öfter dabei.
Als Mitarbeiterin im FWU war ich beauftragt, die Ergebnisse dieser quasi "Jury"-Tätigkeit darauf hin im hauseigenen Abnahmekreis vorzustellen und auf Eignung für unser jeweiliges Jahresangebot zu diskutieren. Mitbewerber um die nicht-gewerblichen Rechte waren das KJF, das KFW und Matthias. Mit Matthias erreichte das FWU durch meine Kontakte anlässlich der AGOL-Sitzungen, dass es zu gemeinsamen Herausgaben kam, wodurch die verkrampfte Konkurrenz ("Eiszeit") vorbei war, die nicht zuletzt dadurch zustände gekommen war, dass ein ehemaliger Mitarbeiter von Matthias ins FWU gewechselt hatte.

Was begeistert dich beim BJF? Was gefällt dir dort besonders?
Durch seine breit gestreuten offiziellen und inoffiziellen Verbindungen und Netzwerke wurde der BJF für mich auch zu einer Art "Kontakt-Börse". Im Rahmen der FICC nahm ich z.B. offiziell an zahlreichen Festivals als Jury-Mitglied teil), daraus erwuchsen weitere Jury-Kontakte nach Karlsruhe (Test für Robert Richter in 2001: lohnt es sich das für die FICC?) und nach Belgrad zum 55.Kurz- und Dokumentarfilmfestival 2008, dessen Leiter, Janko Baljak, ich im Jahr zuvor in Evora bei Joao Paulo Macedos sehr kommunikativem Festival kennen gelernt hatte und der mich - wie er scherzhaft (?) sagte - als Seniorin in seine Jury einlud.
In Selb war ich seit Ende der 80er/Anfang der 90er fast regelmäßig bei den Grenzland-Filmtagen. Ich war dort 10 Jahre in die Schule gegangen, meine Eltern kehrten 1969 zurück und ruhen nun auf dem Selber Friedhof. So besuchte ich denn die Grenzland-Filmtage einerseits als "Scout" für das FWU, andererseits - und vor allem - aus Leidenschaft für die in Bewegung geratene "osteuropäische" Filmszene - zu der gehörte ja auch die benachbarte DDR jenseits der Grenze. Nachdem eine tapfere Truppe später unter Dagmar Francke die Leitung übernommen hatte, waren es vielleicht auch die Verbindungen zu Reinhold Schöffel, einem der Gründerväter, dass ich dort auf meine alten Tage noch in einer Jury landete.
Reinhold erlebte ich in Selb bei seinem fulminanten Versuch, Filmemacher aus den verschiedenen Republiken des zerfallenden Jugoslawien zu Friedensstiftern zu machen, Jugoslawien zu retten ... Er stellte überhaupt interessante Regisseure und Filme vor. Er hatte ja das Festival in Wunsiedel/Bad Alexandersbad mit ins Leben gerufen. In Selb war damals, also vor vielen Jahren, auch Holger Twele dabei. 

Welches besondere Ereignis/Veranstaltung/Aktion verbindest du mit dem BJF?
"Besonders" war für mich - und sicher nicht nur für mich - wie engagiert und souverän der BJF mit den Folgen der Wiedervereinigung umging. Dazu könnte ich noch vieles anführen, aber das machen andere vielleicht besser. ich hab nur Fragen zu "Verschollenen":

Was wurde aus:
Kathrin Hantschmann aus Dresden?
den netten "Mädels" aus Erfurt und/oder Jena?
und aus dem Herrn aus Jena/Meiningen (Frank Messerschmidt), der unsere LAG-Tagungen besuchte?
und last but not least aus unserem guten gar nicht so "Alten" Jozef Krafczyk?

Für mich weiterhin "besonders" war, dass - nachdem mich Beate Hanspach für Frankfurt 1998 für die Jury angeheuert hatte - ein Schlaganfall (1997) offenbar meine Urteilsfähigkeit nicht nachhaltig beeinträchtigt hatte: es folgten noch fast 20 Jahre mit vielen "Einsätzen" für den BJF und die FICC. Beiden danke für die Chance, größere Festivals kennen zu lernen - und die gastgebenden Länder und Städte - auch wenn ich manchmal nur als "Ersatzfrau" eingesprungen war:
2000: Berlin, Pilsen, Straßburg
2001: Berlin, Leipzig, Karlsruhe
2006: Tallinn
2007: Trencanské Teplicé, Evora
2008: Krakau, Fribourg
2009: Coimbra
2010: Kiew
2011: Krakau
2012: Tunis
2015: Krakau
2017: Bratislava
2018: Avanca (Portugal)

Was wünschst du dem BJF für die Zukunft?
Angesichts der schnell-lebigen Zeiten, in denen sich die sozialen - besonders eben auch die medialen - Verhältnisse überschlagen, würde ich mir eigentlich ein "weiter so" wünschen, aber das wäre "old school". Vielleicht entdecken junge Leute eines Tages die schönen Begleitmaterialien zu Walter Stocks Seminaren und versuchen, letztere zu rekonstruieren. Vielleicht ...
Ein bleibendes (Lern-)Ziel für junge Menschen sollte vielleicht wichtiger denn je sein, für die Mediensprache und die "Verarschungsstrategien" ihrer kommerziellen Nutzer zu sensibilisieren statt sich einseifen zu lassen - angesichts des In-einander-Fliessens (cross over?) verschiedenster - auch gefaketer - Nachrichten, Werbe-Botschaften, Dokumentationen, "gehobener" und "nur" unterhaltender Spielfilmangebote auf immer kleineren Geräten ...

Nutzung des BJF
Die "Kontakt-Börsen-Funktion" hab ich bereits genannt. Neben der Kontakt-Börsen-Funktion waren es halt die tollen Tagungen und Seminare - allen voran die in Bayern unter Walter Stocks umsichtiger Vorbereitung und Regie -, die mir was gebracht haben, ich denke an den Schersberg, an die Jahrestagungen des BJF und an die vielen gut vorbereiteten und ausgearbeiteten Tagungen der LAG Bayern - siehe den Anhang im letzten Brief.
"Be"-nutzt hat mich die LAG Bayern jahrelang als Vorstandsmitglied: ich kam mir aber keineswegs benutzt vor, sondern trug halt mein bescheidenes Scherflein zu einer insgesamt positiven Ausbeute bei.
Meine erste Aufgabe im Bundesverband war wohl die eines Mitglieds in einer Findungskommission (Ergebnis: Elke Ried und Roswitha Vondran) für die Vorstandschaft mit Friedemann Schuchardt.

Einzelne Projekte des BJF werden gefördert vom

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend